Donnerstag, März 01, 2007

Regen, 1000 Steinways, ein Meiserich und warum Kunst sinnvoll ist


Liebe S.

Also ich weiss ja nicht, wie es gerad woanders ausschaut, aber hier, in Berlin Friedrichshain, regnets irgendwie...wie die Briten sagen: "cats and dogs". Aber wollen wir uns mal nicht beklagen, könnten ja auch Klaviere vom Himmel fallen, was
sicher eine schöne, aber durchaus auch schmerzhafte Musik abgeben würde, zumindest für jene, die zur falschen Zeit am falschen Ort wären. Die Sinfonie des fallenden Pianos direkt in den Gehörgang des Auditoriums...mhmmm...ein spannendes Projekt, sollte man mal drüber nachdenken. Ich ruf gleich mal bei Steinway und frag, ob sie kurfristig 1000 Pianos sponsoren könnten...;-)

Und wie komm ich jetzt zum Vogelgezwitscher? Hei, das wird net leicht...scheppernde
Steinways auf dem Pflaster, ein vor Ekstase schreiendes Auditorium...wo ist da Platz für den Ruf eines kleinen Meiserichs, der eine neue Frau sucht, weil seine vorherige sich vom Nest gemacht hat und jetzt bei dem fetten Nachbarn in dem schicken Vogelhaus, dem einzigen am Platz, ihren demütigen Balztanz aufführt? Wie konnt er sich nur in so eine verlieben? Haben doch alle vorher gesagt, dass das nichts wird...Es ist doch wohl immer dasselbe. Übrigens ist die Geschichte nicht nur nicht wahr, sondern aus eindeutig männlicher Sicht geschrieben. Denn wie alle wissen, sind es immer die Meiserichs, die das Nest verlassen und mit der schönen jungen Meise-Schnickse von nebenan ihren demütigen Balztanz aufführen.

Übrig bleiben dann die schönen Meisedamen, die aber nie - aus Stolz - einen Ruf nach einem neuen Meiserich ausstoßen würden. Was wiederum dieser kleinen Frühstücksgeschichte zupass kommt: Denn nachdem alle 1000 Steinways gefallen, das Auditorium verstummt und sich eine geradezu bombastische, umwerfende Stille über den Ort der Aufführung gelegt hat (woran die Steinways aufgrund ihrer Größe eine nicht ganz unwesentlichen Anteil haben), da kommt die grosse Stunde des Meiserichs: Erst nur ein leises, ja fast schüchternes, noch belegtes, kratzendes "Zirps". (Ein "Zirps" dass in der normalen Welt NIEMALS auch nur von einer Fliege wahrgenommen worden wäre...). Dann kam Mut in den kleinen, großen Mann. Das nächste "Zirp" wurde kräftiger und schallte doch schon beachtlich über den Platz...ABER DANN!! Ein mutiges, kraftvolles, großartiges "ZIRP" zwirbelte über den Platz. In die Stille hinein und sie ausfüllend in voller Größe....Es gab nur noch dieses eine "Zirp". Es wurde weiter, herrlicher...das wunderbarste, phantastischste, universellste "Zirp", dass die Welt je gehört hatte. Und es wurde gehört...von einer kleinen Meisedame drei Straßen weiter auf einer Linde....;-)

JaJa, manchmal müssen 1000 Steinways fallen, damit ein Meiserich glücklich wird.

Womit auch bewiesen wäre, dass Kunst etwas nützliches ist in dieser Welt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

onatipak,
von meiserich geschichten kann es ruhig noch mehr geben?!
jetzt ist doch der frühling so greifbar,das herr meiserich sicher abenteurlich den kiez umkreist...

Anonym hat gesagt…

wobei die Frage immer noch ist, warum sich vorherige Meisedamen so vom Nest machen...was der süße uuunschuldige Meiserich bei dieser kleinen feinen Geschichte wohl dezent unter den Tisch fallen ließ... und die Frage überhaupt: Wer hat eigentlich wen aus wessen Nest geworfen?