Montag, Oktober 09, 2006

Dieser Zug wird ausgetauscht


S7, Potsdam - Ahrensfelde. Dieses Linie ist etwas besonderes. Auf ihr lastet etwas, dass rational nicht zu erklären ist. Energie. Karma. Ein Geist. Ein Fluch. Außergewöhnliche Phänomene. Was weiß ich... Denn auf dieser Strecke gehen die Züge in regelmäßigen Abständen kaputt. Defekt. Und zwar so stark, dass sie ausgetauscht werden müssen. Erstaunlicherweise aber immer derselbe Zug. Zur selben Zeit. Am selben Ort. Warschauer Straße. Abfahrt 21:06 in Griebnitzsee. Ankunft 21:52 Warschauer Straße. Und es kommt garantiert die Ansage: "Verehrte Fahrgäste. Dieser Zug wird in Warschauer Straße ausgetauscht."

Aha, Zug im Arsch, muss ausgetauscht werden. Komisch ist nur, dass der Zug zur Weiterfahrt schon immer auf dem gegenüberliegenden Gleis steht. Ja es drängt sich der Verdacht auf, dass die BVGler dass schon wüssten, dass der 21.06-ZUg ausgerechnet in der Warschauer Straße kaputt gehen würde. "Dieser Zug wird ausgetauscht". Die sind schlau, die von der BVG.

Aber heute, nach drei Jahren, bin ich hinter die Machenschaften der BVG gekommen. Das ist ein gaaanz abgekartertes Spiel. Sie wollen uns glauben machen, dass der Zug augetauscht werden müsse. Aber in Wirklichkeit ist dies ein verkapptes Umsteigen. Jawohl. Es wird nämlich nur der S-Bahn-Fahrer ausgetauscht, weil er seine Ruhezeiten einhalten muss. Und da ist die BVG gaaanz genau. Ich hab euch durchschaut!!

Sonntag, Oktober 08, 2006

Iran-Driving - oder wie ich lernte, aus drei spuren sieben zu machen

Straßensezene in Quom/Iran, Oktober 2006
Der Iraner liebt es, die Regeln seines Landes zu brechen. Nicht, weil er sie nicht für sinnvoll halten würde. Nein, ganz und gar nicht...einfach nur, um sie zu brechen. Es ist so eine Art Hobby geworden, zumindest was die Verkehrsregeln angeht. Die kennt der iranische Verkehrsteilnehmer, wie mir glaubhaft des öfteren versichert wurde.

"Unsere Fahrprüfungen gehören zu den schwersten auf der Welt", erklärte mir stolz der Taxifahrer, während er auf der Autobahn umdrehte.
"Achja, aber das lernen die Fahrschüler wohl nur, damit sie sie im Ausland anwenden können, oder wie?"

Der iranische Verkehr ist ein Phänomen, ja geradezu von bestechender Einfachheit. Es gibt im Grunde nur eine Regel, und die lautet: Ich habe immer Vorfahrt! Und wo ich fahre kann kein anderer fahren. Das macht die Sache klar und eindeutig. Wer zuerst auf der Spur ist, hat Vorfahrt. Nachzugeben ist strengstens verboten. Im übrigen gilt die Regel für alle Verkehrsteilnehmer. Fußgänger inbegriffen. Einfach auf die Straße treten... und hoffen, dass dein Gegenüber im Paykan diese einfache Regel auch kennt.

Außerdem lässt sich an der Fahrweise der Iranis noch ihre Wüstenherkunft erkennen. Fahrspuren werden als Zierde auf dem eintönigen Asphalt wahrgenommen. Ihre Bedeutung wie in unseren Breiten scheint den meisten unbekannt zu sein. Gerne werden die Spurstreifen in die Mitte des Autos genommen, alsLleitline sozusagen. Dies hat jedoch den positiven Effekt, dass plötzlich sieben Wagen nebeneinander auf drei Spuren passen.

Gut, manchmal etwas eng an den Spiegeln, aber bei 100 Stundenkilometern gleicht sich das aus.

PS: Die iranische Verkehrspolizei überwacht im übrigen an jeder zweiten Kreuzung den Verkehr. Ihre Aufgabe besteht jedoch nicht darin, die Ströme zu lenken und die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, sondern sie versucht so schnell wie möglich, die permanenten kleinen Karambolagen aufzunehmen, wozu jeder Polizist immer mit seinem Block in der Hand anzutreffen ist. Praktisch. Unfall mit Sofortabwicklung. Das sollte man bei uns mal einführen...

Teheran - Die Frisur hält


Im Iran gibt es viele Regeln. Nur weiß niemand, wie die genau aussehen. "Es ist verboten, militärische, staatliche und wichtige öffentliche Gebäude zu fotografieren", stand im Buch. Ja, aber woran erkenne ich denn, ob es sich um ein militärisches, staatliches oder wichtiges öffentliches Gebäude handelt? Achselzucken bei meinem Guide Achmed.
"Meist an der massiven Außenmauer".
"Aber in Teheran haben fast alle größeren Bauten eine massive Außenmauer."
"Dann eben am Stacheldraht auf der Mauer."
Aha.
"Aber den gibts doch auch überall."
"Faustregel: Je höher die Mauer, je mehr Stacheldraht, je größer das Fotografierverbot, ok?"

Klar, das war verständlich. "Demnach gibt es also ein bisschen verboten? Etwa so wie "ein bisschen schwanger?"

Achmed lacht, blickt zu Allah und gibt Gas.
Schönes Foto geworden.