Sonntag, Oktober 08, 2006

Iran-Driving - oder wie ich lernte, aus drei spuren sieben zu machen

Straßensezene in Quom/Iran, Oktober 2006
Der Iraner liebt es, die Regeln seines Landes zu brechen. Nicht, weil er sie nicht für sinnvoll halten würde. Nein, ganz und gar nicht...einfach nur, um sie zu brechen. Es ist so eine Art Hobby geworden, zumindest was die Verkehrsregeln angeht. Die kennt der iranische Verkehrsteilnehmer, wie mir glaubhaft des öfteren versichert wurde.

"Unsere Fahrprüfungen gehören zu den schwersten auf der Welt", erklärte mir stolz der Taxifahrer, während er auf der Autobahn umdrehte.
"Achja, aber das lernen die Fahrschüler wohl nur, damit sie sie im Ausland anwenden können, oder wie?"

Der iranische Verkehr ist ein Phänomen, ja geradezu von bestechender Einfachheit. Es gibt im Grunde nur eine Regel, und die lautet: Ich habe immer Vorfahrt! Und wo ich fahre kann kein anderer fahren. Das macht die Sache klar und eindeutig. Wer zuerst auf der Spur ist, hat Vorfahrt. Nachzugeben ist strengstens verboten. Im übrigen gilt die Regel für alle Verkehrsteilnehmer. Fußgänger inbegriffen. Einfach auf die Straße treten... und hoffen, dass dein Gegenüber im Paykan diese einfache Regel auch kennt.

Außerdem lässt sich an der Fahrweise der Iranis noch ihre Wüstenherkunft erkennen. Fahrspuren werden als Zierde auf dem eintönigen Asphalt wahrgenommen. Ihre Bedeutung wie in unseren Breiten scheint den meisten unbekannt zu sein. Gerne werden die Spurstreifen in die Mitte des Autos genommen, alsLleitline sozusagen. Dies hat jedoch den positiven Effekt, dass plötzlich sieben Wagen nebeneinander auf drei Spuren passen.

Gut, manchmal etwas eng an den Spiegeln, aber bei 100 Stundenkilometern gleicht sich das aus.

PS: Die iranische Verkehrspolizei überwacht im übrigen an jeder zweiten Kreuzung den Verkehr. Ihre Aufgabe besteht jedoch nicht darin, die Ströme zu lenken und die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, sondern sie versucht so schnell wie möglich, die permanenten kleinen Karambolagen aufzunehmen, wozu jeder Polizist immer mit seinem Block in der Hand anzutreffen ist. Praktisch. Unfall mit Sofortabwicklung. Das sollte man bei uns mal einführen...

Keine Kommentare: