Donnerstag, Dezember 14, 2006

Kommentar

Dies ist ein Kommentar!
Zeit-Online veröffentlichte heute in ihrem Iran-Dossier unter www.zeit.de/iran einen Link zu einer Live-Reportage des Schriftsteller und Journalisten Norman Ohler aus der iranischen Wüstenstadt Yazd anlässlich der morgigen Kommunalwahlen im Iran. Ich möchte nichts weiter dazu sagen.
Ich veröffentliche hier lediglich meinen Kommentar, den ich auf dem Blog sayheykey.de zu dieser Reportage hinterlassen habe. Und, liebe Kollegen von der Zeit: Auch wenn Herr Ohler für Spiegel, Geo und Stern gearbeitet hat...man muss nicht alles veröffentlichen, nur weil Iran draufsteht... ich habe übrigens für BBC, dpa, tagesschau.de und rbb gearbeitet...

Kommentar für diesen Beitrag

Bei allem Respekt demjenigen gegenüber, der eine Live-Reportage macht: Aber in dieser welcher ist nichts ausser Allgemeingut zu erfahren, was nicht bekannt wäre.

In Yazd wird kaum ein Revolutionswächter kommen, weil zwei Papageien schnäbeln. Dies mag literarisch ein schöne Metapher abgeben, entspricht aber nicht den Realitäten in der derzeitigen iranischen Gesellschaft, und schon gar nicht in Yazd. Yazd ist eine der aufgeschlossensten Städte im Iran. Sind ihnen nicht die vielen jungen händchenhaltenden Pärchen aufgefallen? Allein schon ein kurzer Blick ins Silk-Road-Hotel oder ein kurzes Gespräch in den Internet-Cafes in der Nähe hätte ausgereicht.

Dass der Iran, bei all unserer Kritik am dortigen politischen System, bei seinen Wahlen nur die Parteien zulässt, welche sich innerhalb der Verfassung des Landes bewegen, ist doch eine Selbstverständlichkeit ersten Ranges. Interessanter ist doch die Frage, welche Parteien trotz ihrer verfassungsgemässen Natur NICHT zugelassen wurden.

Dass in den iranischen Familien nicht über Holocaust, Atombombe etc. in den Familien gesprochen wird, ist schlicht eine falsche, oder sagen wir schlecht recherchierte Beobachtung. Dieses Thema spielt in allen gesellschaftlichen Schichten, vom Taxifahrer bis zum Professor, vom Revolutionswächter bis zum Studenten eine große Rolle...Oder wie erklären sie sich, dass iranische Militärdienstleistende, übrigens alles Architektustudenten, die zwei Jahre bei den Revolutionsgarden ihren Dienst schieben müssen, mit westlichen Besuchern erst über Bayern München und dann über die Bombe reden? Dass ich auf offener Strasse nach dem Holocaust gefragt wurde? Und dass der Iran ein Land mit mehr als einem Gesicht ist, dürfte bekannt sein...

Augen auf in diesem Gottesstaat, und man bemerkt, was los ist in diesem Land.
Hochachtungsvoll
W.